Ob Azubi oder Quereinsteiger: So wird man Schwerlast-Profi
Sie tragen Verantwortung für Yachten, die mehrere Millionen Euro wert sind. Sie steuern überbreite Auflieger durch die engen Gassen manch´ Schweizerischer Dörfer, zirkeln gekonnt den zweitausendsten Kreisverkehr in Frankreich und meistern schneebedeckte Alpen-Pässe auf dem Weg in die Sonne: Unsere LKW-Fahrer bringen Ihre Yacht sicher, schnell und pünktlich von A nach B. Immer wieder stellen uns Kunden diese eine Frage: „Wie lernt man das eigentlich?“ Wir möchten in diesem Artikel zeigen, wie ein SLEEPY-Fahrer ausgebildet wird, was er können muss und wie der Alltag eines Berufskraftfahrers im Schwerlast- und Yachttransport-Business aussieht.
Daniela Richter ist die Herrin über das administrative Geschäft bei SLEEPY: Unter ihrer Ägide wird unser LKW-Fahrer-Personal evaluiert, bewertet, eingestellt und kontinuierlich aus- und weitergebildet. „Das Yachttransport-Geschäft wirkt auf viele Menschen auf dem ersten Blick ganz speziell und strahlt eine gewisse Attraktivität, vielleicht auch Exklusivität aus“, sagt sie. „Und das stimmt ja auch: Wir bewegen mit den Yachten, aber auch mit den anderen Produkten, die wir fahren, Güter, die die Blicke und manch sehnsuchtsvollen Blick auf sich ziehen. So eine schicke Segelyacht oder die Luxus-Motoryacht zu fahren – und dann mit allem „Tamtam“ wie Rundumleuchte und Begleitfahrzeug, das hat schon etwas!“ Natürlich, so Daniela, hat wie jeder Beruf der des Schwerlast-Berufskraftfahrers seine Besonderheiten, die man kennen und auf die man sich einlassen muss.
Das Trucker-Leben „in der Ferne“: Zwischen Romantik und Wirklichkeit
Zunächst einmal: Wir mögen das Wort „Trucker“ nicht. Ebensowenig, wie unsere LKW keine „Trucks“ sind. „Unsere Fahrer sind da sehr eigen“, meint Daniela und lächelt: „Als Trucker bezeichnet zu werden ist schon fast so etwas wie ein kleiner Affront.“ Also fangen wir so an: LKW-Fahrer, die Schwerlast-Transporte fahren. LKW, statt „Truck“. Das ist wichtig zu wissen, meint sie, denn die Community der Yachttransporteure ist selbst europaweit eine durchaus kleine, eingeschworene Gemeinschaft. „Generell gesehen kann man nur bei uns anfangen, wenn man die Ausbildung zum Berufskraftfahrer macht – oder diese schon hat.“, sagt Daniela. SLEEPY bildet immer wieder eigene LKW-Fahrer aus, später im Artikel werden wir noch mit Steffen sprechen, der eine „SLEEPY-Zucht“ ist. „Die meisten unserer Fahrer sind allerdings gestandene Berufskraftfahrer, die bei uns einsteigen und schon einige Erfahrung aus dem LKW- und Logistik-Geschäft mitbringen.“
Was man mitbringen muss? Der Führerschein Klasse B ist Voraussetzung, und man muss das 19te Lebensjahr vollendet haben. „Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, denn gerade diese gesetzlich bedingte Altershürde macht es uns sehr schwer, Azubis zu finden!“ Die Erklärung ist einfach, denn Schüler, die sich für einen Ausbildungsberuf entscheiden, tun dies meist mit 16. 19-Jährige allerdings müssen irgendwie 3 Jahre überbrücken – Abiturienten melden sich dagegen kaum bis nie, denn die haben das Abitur ja für ein Studium abgelegt. „Wenn sich dann doch einmal ein Azubi mit 19 Jahren meldet, dann muss er eine 3-jährige Ausbildung absolvieren, die man zwar auf 2.5 Jahre verkürzen kann, die aber noch immer das klassische Modell Berufschule/Ausbildungsbetrieb enthält. Erst mit 22 Jahren kann man dann so richtig anfangen.“ Daniela weiß, vor welchen persönlichen Herausforderungen diese jungen Menschen dann stehen: Eine feste Beziehung pflegen? An Kinder denken? Schwer für einen LKW-Fahrer in der Ferne.
So schwer, dass die Abbruchrate bei jungen Azubis durchaus bei über 50 Prozent liegt. „Man unterschätzt das einfach! Als LKW-Fahrer in unserem Business ist man im Schnitte 2 bis 3 Wochen von daheim weg. Am Stück. Es gibt auch Touren, die länger dauern. Die Zeit daheim ist dann auch nicht gerade lang. Für junge Menschen, die in diesem Alter ja oftmals ihre ersten richtig festen Beziehungen haben und manche an eine Familienplanung denken, ist das leider eine oftmals nicht zu knackende Hürde.“ Daher meint Daniela, so hart es auch sei, muss man ganz genau hinschauen bei der Bewerber-Auswahl: Einerseits, um nur in wirklich zukunftsfähige Mitarbeiter zu investieren (eine Ausbildung ist sehr teuer und bindet jede Menge Ressourcen), andererseits aber auch, um die jungen Menschen vor einer allzu enthusiastisch getroffenen Entscheidung zu schützen: „Manche sind da sehr naiv und unterschätzen diesen Beruf. Es tut dann sehr weh, wenn so jemand, in den man jahrelang investiert hat.“ Natürlich sind junge Leute weiterhin sehr, sehr willkommen, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass der Einstieg von berufserfahrenen Kraftfahrern mehr Bestand hat.
Vom LKW-Fahrer zum Schwerlast-Profi
Das Gros der Fahrer bei SLEEPY ist daher ein Team aus erfahrenen Berufskraftfahrern, die schon einige Jahre auf dem Bock mitbringen. „Das sind Fahrer von Speditionen, Liefer-Fahrer oder Mitarbeiter aus anderen Teilen der Berufskraftfahrer-Branche“, sagt Daniela. Was sie alle eint, ist der Fakt, dass die meisten schon mehrere bis viele Jahre Erfahrungen mitbringen. „Die Kollegen sind in ihren Vierzigern, sind gesettelt, haben Familie und viele, viele tausend Kilometer auf dem Bock. Sie suchen dann vielleicht die Romantik der Fernfahrt oder wollen nochmal etwas ganz Spezielles ausprobieren“, meint sie. Der wahre Vorteil für SLEEPY liegt darin, dass bei diesen Kollegen die Abbruchrate deutlich geringer ist, als bei den Azubis: „Es schmerzt fast, das so zu sagen, aber es macht für uns fast mehr Sinn, den „Alten“ eine Chance zu geben, als dass wir in die „Jungen“ investieren und so viele von ihnen verlieren.“
So oder so, ob mit Erfahrung oder ohne, der Ablauf bei SLEEPY ist allerdings immer der gleiche. Nachdem die Berufskraftfahrer-Ausbildung abgeschlossen ist, kommen die Schwerlast-Anfänger zwar sofort auf den Bock – und fahren durchaus schon eigenverantwortlich erste Aufträge – doch diese sind eher leichte, kleine Yachten und dann auch auf Kurzstrecken. „Alle Neu-Fahrer bekommen für die ersten Wochen und Monate einen erfahrenen SLEEPY-Senior als Begleitfahrer zur Seite gestellt. Der lernt sie an, führt sie ein in die Details und Feinheiten des Yachttransportes. Ladungssicherung und so weiter. Aber auch die Abläufe. Diese 1:1-Ausbildung bei echten Aufträgen ist sehr aufwändig, hat sich aber bewährt.“, erklärt Daniela. Im weiteren Verlauf werden die Aufträge komplexer, wachsen auch die Distanzen. Sowohl der SLEEPY-„Ausbilder“, wie auch das Team daheim evaluieren gemeinsam mit dem Newcomer jeden Auftrag, was gut lief, wo es Verbesserungen gibt. Langsam – meist aber eher schneller – wächst man so in den Beruf hinein. „Und dann geht es in die Ferne“, meint Daniela: Die spannenden Yachttransporte aus Finnland, vom Atlantik oder der weit entfernten türkischen Mittelmeer-Küste stehen an.
Ist das ein zukunftsfähiges Nachwuchsmodell? Daniela findet es schwierig: Einerseits ist die Investition in die Jugend und das Ausbilden eigener Fahrer, die das Geschäfts „von der Pike auf“ lernen, natürlich sinnvoller und auch langfristig nachhaltiger. „Hier steht uns aber die Altersbeschränkung im Weg und auch der, sagen wir, jugendliche Drang, erst einmal zu probieren.“ Kein Unternehmen kann auf Dauer einen Nachwuchs-Invest mit 50 % Abbruchquote finanzieren. Andererseits ist es toll zu sehen, wie ein Unternehmen gerade der Generation +50 verstärkt eine Chance gibt: Diese Altersgruppe hat es sonst auf dem Arbeitsmarkt bekanntlich eher schwerer. „Ein schwieriges Feld“, meint Daniela: „Und lösen können wir das als relativ kleines Unternehmen natürlich nicht.“ In Heikendorf sind sie froh, eine motovierte und kompetente Truppe an Berufskraftfahrern am Start zu haben, um ohne Sonderschichten und Doppelbelastungen auszukommen. „Und nebenbei: Manchmal bleiben Azubis ja auch – und das ist dann besonders schön!“ So wie Steffen, der sich nun zu uns ins Gespräch setzt …
„Ich bin mein eigener Herr unterwegs. Das bietet so kaum ein anderer Job!“
Steffen ist jetzt 27 Jahre jung. Er kam als 21-Jähriger zu SLEEPY und absolvierte hier bis 24 die Ausbildung zum Berufskraftfahrer. „Ich konnte um ein halbes Jahr verkürzen, weil die Noten stimmten und auch mein Ausbildungsbetrieb gute Leistungen gesehen hat“, meint er. Das war insofern wichtig, als dass Steffen dann schneller vom eher mageren Azubi-Gehalt auf ein echtes Gehalt umsteigen konnte. Und dann ging es für ihn auch schon los: Kurzstrecke, eher Winterlager-Fahrten. „Das klingt anfangs vielleicht ein wenig langweilig, ist aber in der Tat mega-spannend! Du bewegst beim Winterlager 15 bis 25 Boote am Tag – Laden, sichern, fahren, abstellen.“ Hier, so meint Steffen, lernt man sein Handwerk.
Angefangen hat es dann bei Steffen mit den ersten Fahrten „in die Ferne“ relativ früh: „Sobald man bewiesen hat, dass man die wertvolle Ladung sicher von A nach B bringen kann, geht es dann auch schon los“, sagt er. „Das dauert bei dem Einen länger, der Andere braucht dafür weniger Zeit. Auch wenn bei uns Fahrer aus dem Schwerlast-Bereich anfangen, die Erfahrungen mit überlangen und überbreiten Gütern haben – ein Boot ist eben dann doch etwas ganz anderes, als eine große Turbine.“ Steffen mag vor allem die Unabhängigkeit an seinem Beruf: „Du kommst viel herum in Europa. Und das von ganz oben im Norden bis zu den heißesten Regionen am gesamten Mittelmeer.“, meint er: Und dann sind die Abladeorte meistens schöne Marinas und Yachthäfen. Da gäbe es Schlimmeres …
Am liebsten fährt er jedoch nach Finnland: „Dort sind die Leute irgendwie total nett drauf, die Straßen sind 1A und die Landschaft ist wunderschön.“ Das sind dann vor allem Fahrten zu Nautor´s Swan, eine der hochwertigsten und teuersten Yachtmarken, die auf die Transporte von SLEEPY vertraut. Was er an seinem Job schwierig findet, wollen wir natürlich auch wissen – was sind Steffen´s Top 3 der Dinge, die ihn nerven? „Ganz oben steht die Parkplatz-Situation auf den Rastplätzen“, sagt er sofort. „Zwar gibt es auf jedem größeren Rastplatz eine extra Spur für überbreite und überlange Transporte, aber wenn man beispielsweise erst spät abends ankommt, parken die LKW-Kollegen oftmals die Zufahrten zu. Da kommt man dann nicht mehr durch.“ Manchmal, so erzählt Steffen, stehen dort auch LKW, die da gar nicht parken dürften: „Aber was will man da machen?“
Dann bleibt er gleich noch bei den Rastplätzen. Es sind die horrenden Preise, die ihn nerven. „Das grenzt schon fast an Abzocke!“ Wo normale Autofahrer wenigstens noch theoretische die Chance haben, abzufahren und in einem normalen Supermarkt oder Restaurant abseits der Autobahn etwas zu essen oder einzukaufen, geht das mit dem Schwerlast-LKW natürlich nicht. „Du willst ja auch nicht jeden Tag etwas kochen oder nur von Abgepacktem leben. Aber bei den Preisen ist das einfach nicht zu machen. Das ist schon ziemlich schlecht!“, sagt er. Um den unverschämten Preisen zu entgehen, helfen dann die BF3-Begleitfahrzeuge, die man dann als Restaurant-Shuttle oder zum Einkaufen benutzt. „Bist du aber alleine unterwegs, wird das ein Problem.“
Und als letzten Punkt der Top 3 „Worst of Schwerlast-LKW“ spricht Steffen das Miteinander auf der Straße an. Oder, wie er es sagt, das „Gegeneinander.“ Da ist die Situation in Deutschland bei weitem am schlimmsten, sagt er: „Die Leute fahren vollkommen rücksichtslos, müssen selbst im Baustellenbereich unbedingt noch überholen! Oft werden sogar die angezeigten Überholverbote des Begleitfahrzeugs nicht respektiert.“ Italien, Spanien – alles kein Problem. „Die sind auch flott unterwegs, aber irgendwie herrscht dort mehr Respekt.“ Entspannt ist auch die Situation in Frankreich, meint er – dort gehören Schwertransporte zum Alltag der Fahrer, Tempolimits sowieso.
Ein Traumjob für abenteuerlustige, selbständige & verantwortungsvolle Profis
Steffen ist das beste Beispiel für einen jungen Mann, der seinen Weg von der „Pike“ an geht und ihn meistert. Als Azubi begonnen, werden dem 27-Jährigen mittlerweile die weitesten Transporte von Yachten aller Länge und Breite anvertraut. Es gibt nicht viele junge Männer in seinem Alter, die so viel Können und Vertrauen genießen. Im Kreise seiner Kollegen – alles gestandene „alte Hasen“, hat Steffen einen hervorragenden Ruf und Standing. „Ich mag einfach alles an dem Job: Die Spannung, wohin es als nächstes geht, das Laden und Sichern der Boote in der richtigen Balance, das Unterwegssein. Wir sind eine große Familie, auch mit den Kollegen anderer Speditionen. Man kennt sich, grüßt sich, freut sich.“ Auch wenn die ganz große Fernfahrer-Romantik á la „Auf Achse“ schon längst nur noch in Fotoalben und den Geschichten der ganz alten Hasen existiert, einen Hauch davon kann man noch immer spüren – und das sei dann immer ganz toll, wie er meint.
„Ich mag alle Fahrten nach Skandinavien“, erzählt Steffen: „Targa, Hallberg-Rassy oder Swan. Das ist irgendwie mein Revier“, grinst er. „Italien ist schwierig, wegen der Begleitumstände, vor allem mit den oftmals … zickigen … Behörden, ist aber landschaftlich und kulinarisch auch nicht übel.“ Seine weiteste Fahrt? Die ging von Finnland bis ins weit entfernte Patras in Griechenland: „Einmal komplett quer durch Europa. Das machen sonst nur Kapitäne mit ihrem Airbus…“, sagt er, und muss auch schon wieder in die Werkstatt. Hier wechseln Steffen und ein Kollege gerade die Brems-Systeme eines Aufliegers aus. Auch so ein Aspekt des Jobs: Viel technische Praxis, ganz konkrete Werkstatt-Arbeit an Zugmaschinen und Aufliegern. Kenntnisse, die unterwegs so wichtig werden können und zum Handwerkszeug eines SLEEPY-Fahrers gehören. Drüben im Büro plant Thorsten Storm gerade die nächsten Fahrten „in die Ferne“. Ob es Steffen wieder ins geliebte Finnland führt?
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